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123 GT Lenkrad-Restauration

Bericht neuster Stand Oktober 2022

 

 

                                 123 GT-Lenkrad Restauration
Die Bäume fliegen an mir vorbei, die Amazon ist schnell, ja verdammt schnell.

 

Ich
habe alles im Griff.....nein nicht alles, sondern nur das neu gebrauchte erworbene GT-Lenkrad!
Dieses schöne GT-Lenkrad!
Ich finde es toll.
Plötzlich tippt mich einer von hinten an, wie das. ?....ich bin doch ganz alleine in meinen Auto!
Mein Freund Sven hat mich aus meinen Traum geholt!
Ich sitze zwar hinter einen GT-Lenkrad, aber ein Traum ist es bestimmt nicht.
Es sieht aus, als hätte es der Beißer aus 007 bearbeitet,
alle Speichen verbogen und sein Gebissabdruck auf dem Hupenring hinterlassen.
Urgewalten müssen hier am Werke gewesen sein und es wird gewaltig viel Arbeit sein dies wieder zu reparieren!
Ich versuche nur ein wenig die Speichen zu verbiegen, keine Chance.
Vielleicht hätte ich doch öfters in die Mukibude gehen sollen!
Aber diese Löcher am Hupenring lassen sich bestimmt noch anders erklären!
Da wird einer während einer lange Autobahnfahrt bei ca. 180km/h sich gelangweilt
und einfach mal mit seinen Pfeifenreinigungs-Utensilien paar Löcher gebohrt haben!
Einen Hut, wie in einer der 123 GT Prospekte wird er auch bestimmt dabei aufgehabt haben.
Nein, das soll einer verstehen wer will, ich nicht!
Also ran an die Arbeit.


Wie Restauriere ich ein 123 GT-Lenkrad.


Anmerkung: Diese Anleitung kann natürlich auch auf alle Lenkräder von
Volvo und anderen Oldtimer umgesetzt werden!

Ob nun vom Beißer oder vom  dem Mann mit dem Hut, das verunstaltete GT-Lenkrad, besteht wie die meisten Lenkräder aus Bakelit!
Also, innen Stahlkern außen Bakelit.
Bei diesen hier war nicht nur das Bakelit im Bereich aller 3 Stahlspeichen (BILD 2)
beschädigt, sondern hatte auch noch ein langen Riss auf ca.

5 cm -Länge, im
Bereich der Öffnung für die Hupe ( BILD 1 ), außerdem durch einen oder mehrere
unsachgemäße Versuche, den Hupenknopf von vorne heraus zu bekommen. (BILD4)

 

 

Achtung:

Hupenknopf immer beim 123GT von hinten durch eine kleine Öffnung heraus
drücken! ( Bild 3 )
Aber bitte vorsichtig!!!

 


Am Lenkradkranz waren ein paar Vertiefungen und die üblichen Kratzer zu reparieren.
Die Edelstahlspeichen waren alle verbogen und teilweise mit tiefen Kratzer versehen ( Bild 5 )
Als erstes, habe ich die Speichen gerichtet ( Ein Hartholz und eine kleine
Schraubzwinge) mehr braucht man nicht!
Ach doch....ein wenig Gefühl und Geduld


Die so gerichteten Speichen, wurden dann erst mit 150er, später mit 180er und zum
Schluss mit 240er Schleifpapier geschliffen, danach mit glatten Krepp - Klebeband
sauber abgeklebt.

Auf (Bild 6),kann man gut erkennen, eine Seite der Speiche ist nur grob-die andere
schon sehr fein geschliffen.
Nun kommen wir zu den Rissen im Bakelit!!!
Als nächstes sollte das Bakelit einmal komplett mit 180er Schleifpapier an
geschliffen werden, um zusehen wo nur kleine oder doch größere Beschädigungen sind.
Nicht mit zu groben Schleifpapier, schleifen. (Gefahr von Riefen)
Alle Risse müssen an ihrem Ende mit ca. 4mm aufgebohrt werden.(Vermeidet eine weitere Rissbildung)
Die Risse, habe ich mit einem Dremel erweitert (Kegel-Form) und quer dazu tiefe Einschnitte gefräst, um so die Spannungen herauszunehmen und ein besseren halt für die Spachtelmasse zu erhalten. (BILD 7)
Dies ist sehr wichtig und sollte mit großer Sorgfalt geschehen!

Aufsatz Dremel!
Schleifkegel, Schleifscheibe für Quereinschnitte, Schleifrolle für Innenbereich
(Hupengehäuse , Bild 8 )
Sowie ein Schleifvlies für den Bereich der Sicken!
Besonderes Hilfsmittel: Ein Holz zur Aufnahme des Lenkrads, im vorderen Teil, abgerundet,
(Dornaufnahme)-während der Bearbeitung!

Alles muss danach gründlichst gesäubert werden.
Apropos säubern, nicht mit  Aceton säubern. (Hatte danach eine schlechte Haftung der Spachtelmasse)

Empfohlen wird Brennspiritus


Deshalb brauchen auch kleine Beschädigungen-tiefe Einschnitte, auch quer dazu.
Ich habe nach der Reinigung immer alles noch mal gut an geschliffen!
Die Spachtelmasse und deren Verarbeitung wurde in Oldtimer Praxis 1/2000 und
Motor Klassik 2/98 gezeigt.
PC 7 EPOXY A und B heißt die Wunderwaffe bei Bakelit, es weißt die selben Schwund bzw. Quell-Eigenschaften wie Bakelit auf und soll auch noch nach Jahren keine Risse verursachen.


Einfach PC7 Epoxy bei Google eingeben, es erscheinen viele die PC7 in Großbritannien anbieten und versenden!

Seid beim öffnen der Spachtelmasse und Härter nicht überrascht,diese waren bei mir sehr zähe artig.
Der Trick.....nur eine kleine Menge(Verhältnis 1:1) entnehmen, also auch 2 Holzspachtel und es auf ein Anmischbrett geben und erst einmal mit einem Heißluftföhn (1Stufe) leicht erwärmen,
bis es glänzt....erst jetzt ist es gut zu mischen und zu verarbeiten.

(BILD 10)

Dann erst Spachtelmasse und Härter mischen!
PC 7 braucht Wärme.
Nach dem Mischen ist es hellgrau und wird in den Riss mit einem Holzspachtel tief eingebracht.
Wird die Masse wieder leicht zäh, einfach wieder erwärmen(Heißluftföhn 1Stufe).
Man kann auch zusätzlich sehr sehr vorsichtig das Bakelit erwärmen, ABER VORSICHTIG!!!
Unter Hitze schrumpft Bakelit sehr schnell, vor allen an der Öffnung zur Hupe!
Jetzt weiß ich das auch!

 

Im Bereich des langen Risses an dem Hupengehäuse, habe ich dies beim ersten
Spachteln getan (alles noch ohne Probleme), beim 2 Spachteln aber dann-erwärmte
ich ebenfalls und jetzt wurde die erste Spachtelschicht wieder an gelöst und das
Bakelit schrumpfte in Richtung der Öffnung zusammen....oh,oh oh nicht gut...weil wie im (BILD 12 ) gut zusehen,
                                             

dort auf der Seite wo später der Hupenknopf sitzt, im oberen Bereich
der Metallkern nicht bis ganz nach oben reicht!


Konnte aber alles noch mal mit Spachtelmasse und ein wenig Erfahrung reparieren,.......dachte ich, später mehr dazu!!

Man kann PC 7 sehr gut formen,in dem man DD-Verdünnung auf den Finger macht und damit das ganze glättet.
Die Verarbeitung von PC 7 geht sonst überraschend leicht.
Ich musste aber 2 x Spachteln.
Nach dem erste mal, habe ich das Lenkrad über Nacht auf die Heizung gelegt.

Bitte Holzleisten unterlegen.
Am nächsten Morgen ist die Spachtelmasse ausgehärtet und so heißt es
wieder....Schleifen (180er)
Das erste Schleifen kann man noch vorsichtig mit einen Fein-Multimaster
machen, ebenfalls 180er Papier-um dann von Hand weiter zumachen. Dann heißt es
nochmals alle Risse nach spachteln und wieder auf die Heizung legen.
Jetzt wird alles wieder geschliffen, also Risse und der Rest des Lenkrads, erst mit 180er, dann 240er(trocken), dann 400er u 600er(Nass) und bitte alles nur noch von Hand!
Denn nur die Hand, kann die Rundungen und Sicken am besten fühlen und schleifen.


Schleifvlies zb. von Scotch Brite für die Sicken.
Nach ein paar Tagen habe festgestellt, das im Bereich der Spachtelstellen wieder ein Absatz vorhanden war.
Also bitte, “Ruhen lassen“- und falls nötig, nochmals in diesen Bereich nachschleifen.
Dann ist das Spachteln und Schleifen vorerst abgeschlossen.
Bild 11+12 zeigt das Ergebnis.

 


Zeitaufwand ca. 10-12 Std. incl. der Speichen - Bearbeitung

(aber ohne Polieren der Speichen)


Die Speichen - Bearbeitung sollte am besten immer vor dem bearbeiten des Bakelit abgeschlossen sein!
Das Polieren der Speichen kann auch noch nach dem Lackieren erfolgen, ich habe es jedoch gleich nach allen Reparatur Arbeiten gemacht.
Das heißt: Krepp-band wieder von den Speichen entfernen, nun das Bakelit abkleben und alle Speichen Polieren.


Ich habe sie mit einer speziellen Edelstahlpolitur von Autosol poliert.
Gerade hier hilft der Mutimaster/Fein und die Filzpolierplatten ungemein. Durch die Oszillierende Bewegung von nur 3,2° und den 20000 Schwingungen in der Minute, besteht hier nicht die Gefahr von Schleifspuren am Bakelit , durch Rattern
der Maschine.


Das ( BILD 13 ) zeigt nun sehr schön, was möglich ist.
Auch ich, hätte dieses Ergebnis bei dem ehemaligen Zustand  nicht erwartet!
Solch ein Glanz, ist dann der Dank für ein paar mühevolle Stunden, an den Speichen.


Nun müssen leider die Speichen wieder abgeklebt werden, aber diesmal nehme ich
Packpapier, um später keine Verfärbungen durch den Lack zu-riskieren.
Die Öffnung (Hupe) habe ich mit einer Rund ausgeschnittenen MDF-Platte 8mm stark, abgedeckt (
ca. 82mm)), in die ich ein Loch im Durchmesser der Dornaufnahme-mittig gebohrt habe (ca21mm).


Der Hupenknopf hatte nur ein paar Kratzer an der Oberfläche, diese habe ich durch
mehrmaligen Polieren mit Autosol Chromflegemittel (Politur), heraus polieren können.

 

 

So und nun zum Lack und dem Lackieren!


Welche Lack nimmt man eigentlich für eine Lenkrad-Lackierung?


Auch ich war erst einmal ratlos, also ins Internet und Information suchen...suchen...suchen.
Wieso suchen werdet ihr euch jetzt fragen, ist doch alles in der Oldtimer Praxis beschrieben!
Aber leider nicht explizit was für eine Lacksorte und von welcher Firma!


Das bemängele ich immer wieder sehr stark an den Berichten von Oldtimer Markt
und Oldtimer Praxis.
Interessante Themen, aber welcher Lack oder was verwandt wurde und woher man
all diese Dinge her bekommt-nur ein Schweigen! Achtet mal darauf!


Außerdem suchte ich einen Lack der etwas einfacher für uns zu verarbeiten ist, als der in dem Bericht (mehrere Lackschichten, plus Klarlack, plus Hochglanz polieren zu müssen)
Unsere Lenkräder bestehen nicht mehr aus Phenolharze, auch Duroplaste genannt!


Bakelit Lenkräder nennt man sie zwar noch, aber sie nicht mehr aus diesem Material gefertigt!

(Bakelit war der erste vollsynthetische Kunststoff -1907)


Sondern sind aus Spritzkunststoffe (Thermoplaste), die ebenfalls unter Druck und Wärme geformt wurden.


Unsere Volvo-Lenkräder wurden von der Firma, “Lenkradfabrik Petri AG“, in Aschaffenburg gefertigt.
Erkennbar an dem Zeichen -(Lenkrad mit dem P in der Mitte)

Im Jahr 2000 wurde sie von der Japanischen Firma“Takata“ übernommen.
Takata beantragte 2017 ein Insolvenzverfahren

2 Jahre davor musste sie über 34 Millionen Airbags zurück rufen.

2016 folgten nochmals 35 Millionen alleine in den USA.

Die Kosten für die Rückrufe und den Strafzahlungen beendete die Geschichte von Petri Takara!

Ach so der Lack!


Die 1.Adresse:
Die Firma „fgs“,vertreibt extra ein Lack für unsere Lenkräder, in Schwarz und Elfenbein. (BILD 14)

FGS vertreibt noch heute (2022) diese Lenkradfarbe

mittlerweile in verschiedenen Farben.

 

2010 konnte ich noch die Lenkradfarbe / Härter in Dosen abgefüllt bekommen.

Einfach mal nachfragen.

 

2022 sehe auf der Homepage " fgs-lederfarben.de ", nur noch die Lenkradfarbe in Spraydosen!

400ml für 32,00-€

 

Auch 2-K kleber gegen Risse

und  2-K Elasticspachtel für Fehlstellen bietet er an.

Weitere Information habe ich dazu nicht eingeholt.

 

Die 2. Adresse

Die Firma,“Kaddy Lack“ Industrielacke/Dortmund
Ihre Empfehlung: 2K-Pur Acryl Lack 29143
Diese Firma bietet diesen Lack ab 1Liter an.
1 Liter Acryl Lack 2K 48,50-€
Härter 250ml . 14,30-€
1 Liter Verdünnung . 8,50-€

Das Technische Merkblatt ist sehr ausführlich und zeigt die Anwendungsgebiete gut auf.     ( Preise Stand 2007)


Ich habe mich für die fgs Farbe entschieden, aber nur weil ich
1 Liter nicht verbrauchen werde.
Bei mehren Lenkräder, würde ich das Produkt von Kaddy mal
testen.


Freundlicher Kontakt,schnelle Antwort per Mail!
www.kaddi-lack.de

 


Verträglichkeitstest ist immer Pflicht !
Also bestellte ich die Farbe und sprach mit einem Mitarbeiter von FGS.


Das Probe-Lackieren an einem anderen Volvo-Lenkrad( Amazon 1969) mit all seinen Vorarbeiten kann beginnen.


Gerät:
Sata Spritzpistole mit HVLP(kurz gesagt: höhere Lackauftragsmenge bei weniger Luftbedarf und weniger Vernebelung)
Düse 1,4
Druck 2,5-3 bar
Ein Filter-Wasserabscheider, der die Schmutzpartikel und das Kondensat
durch die zentrifugale Beschleunigung der Druckluft, filtert.
Eine Atemschutzmaske.
Ein Lackierraum, ca.
20 Grad Raumtemperatur und einen drehbarer Tisch wäre schön!
Wer dies nicht alles hat, sollte die Arbeit im Sommer machen und Wasser auf dem
Boden gießen.(bindet den Staub)
Extra sich eine hochwertige Lackierpistole nur deshalb zu kaufen, lohnt sich nicht!
Aber mit einer vom Baumarkt, wird dies auch nichts!


Ich siebe alle meine Lacke, so auch diesen.
Auf jeden fall sollte man Lackiererfahrung haben - ohne jemals lackiert zu haben, wird dies bei diesem Lack sonst zu einem reinen Glücksspiel!
Es ist ein spezieller
Kunststoff-Lack, er soll warm verarbeitet werden, also stellte ich die Dose einfach auf die Heizung.
Ich mischte erst einmal nur 1/3 von Lack u Härter(Verhältnis 2:1)
Hier hilft eine kleine Digitalwaage.


Probe Sprühen, Luftmenge und Düse nachstellen und los geht es....
.....nachdem alles an dem Probe-Lenkrad klappte, sollte es einige Tage später an das 123 GT-Lenkrad gehen.

 

hier geht's weiter mit Teil. 2